Reportage: Gasheizung umrüsten auf Wärmepumpe – so läuft es in der Praxis ab

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Gasheizungen sind lange Zeit eine verbreitete Heizlösung gewesen. Vor dem Hintergrund steigender Gaskosten, verschärfter Umweltvorgaben und wachsendem Interesse an nachhaltigen Heizsystemen prüfen immer mehr Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer Alternativen wie Wärmepumpen. Einer, der diesen Schritt bereits vollzogen hat, ist Michael Billich: Er hat in seinem Zuhause seine Gasheizung durch eine Erdwärmepumpe ersetzt. Bei einem Besuch erzählt er uns, wie der Umbau ablief, welche Kosten auf ihn zukamen und wie sich der Betrieb des neuen Systems für ihn gestaltet.

«Mein Nachbar, der die andere Hälfte des Doppeleinfamilienhauses besitzt, sprach mich damals auf einen Heizungsersatz an», beginnt Michael Billich zu erzählen. Er selbst lebt seit 1999 in seinem Teil des Hauses im Zürcher Oberland.

Gasheizung über 35 Jahre in Betrieb

Die Idee des Nachbarn, der seine Doppelhaushälfte vermietet und nicht selbst bewohnt, hatte einen Grund: Seine bisherige Mieterschaft hatte die Kündigung eingereicht und würde in absehbarer Zeit ausziehen. «Den Zeitraum zwischen ihrem Auszug und dem Einzug der neuen Mieterschaft wollte mein Nachbar nutzen, um die Gasheizung zu ersetzen», so Billich. «Das Gebäude wurde 1988 gebaut und die Gasheizung in seiner Doppelhaushälfte war seit damals in Betrieb – war also bereits über 35 Jahre in Gebrauch und man musste damit rechnen, dass sie jederzeit aussteigen konnte.» Im Gegensatz zu seinem Nachbar musste Billich die Gasheizung in seiner eigenen Doppelhaushälfte bereits einmal ersetzen lassen, als diese ausgestiegen ist. Er hat sie damals ebenfalls wieder durch eine Gasheizung ersetzen lassen. «Wir waren soweit immer zufrieden damit, und Technologien wie Erdwärme waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht gross verbreitet», begründet Billich seinen damaligen Entscheid. Das war kurz vor der Coronapandemie.

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«Als mich mein Nachbar nun über den Auszug der bisherigen Mieterschaft und seine Idee zum Austausch seiner Gasheizung durch eine Erdwärmepumpe informiert hat, fragte er mich, ob ich denn auch Interesse hätte. Dann könnten wir es ja gemeinsam machen», berichtet Billich. ‹Wieso nicht?›, habe er gedacht. Und: «Mein Nachbar ist gleichzeitig auch der Architekt unseres Wohngebäudes – entsprechend wusste ich, dass er sich mit dieser Thematik auskennt und liess ihn daraufhin die Offerte einholen.»

Beweggründe für den Heizungsersatz

«Einen Heizungsersatz hatte ich zwar nicht direkt auf dem Radar, aber letztlich haben mich die Gründe dafür doch überzeugt», bringt es Billich auf den Punkt. «Erstens aus Umweltgründen, zweitens, um unabhängig vom Gas zu sein – die Preise steigen, und es besteht Unsicherheit, ob man überhaupt Gas bekommt oder ob der Hahn plötzlich zugedreht wird. Und nicht zuletzt auch, weil es dadurch auch zu einer Wertsteigerung des Hauses kommt. Wenn ich es also irgendwann verkaufe, ist das ein klarer Vorteil.»

Warum Erdwärmepumpe?

Luft-Wasser-Wärmepumpe, Wasser-Wasser-Wärmepumpe, Erdwärmepumpe – es gibt verschiedene Arten von Wärmepumpen. Wieso fiel die Wahl von Billich auf letztere Option? «Aufgrund des Geräuschfaktors haben wir uns gegen eine Luft-Wasser-Wärmepumpe entschieden», antwortet er. «Es war mir nicht wohl dabei, immer ein Brummen zu hören, wenn ich mich im Garten aufhalte. Eine Erdwärmepumpe hingegen ist tief in der Erde untergebracht und wir bekommen nichts davon mit. Das hat auch der Heizungsbauer gemeint und das hat mich überzeugt.»

Zweitmeinung vom Energieberater eingeholt

Die erste Offerte, die Billichs Nachbar eingeholt hatte, lag dann ungefähr bei 79'000 Franken pro Doppelhaushälfte. Zwar hätten die beiden Hauseigentümer noch 2'000 Franken sparen können, da der Kran bereits vor Ort war und somit keine zusätzlichen Kosten für einen erneuten Kraneinsatz angefallen wären. «Ich wollte dann aber noch eine Zweitmeinung einholen und habe mich bei einem Kollegen von mir informiert, der Energieberater ist. Denn mir fehlte schlicht und einfach ein Vergleich.» Billichs Kollege war dann der Meinung, dass die angesetzte Bohrtiefe für die Wärmepumpe gar nicht so tief sein müsse und auch deren Leistung in Kilowatt überdimensioniert sei.

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«Ich habe mich dann mit meinem Nachbar darüber ausgetauscht, und bald darauf sassen wir zu viert an meinem Esstisch und haben das Ganze diskutiert: mein Kollege und ich sowie mein Nachbar und der Installateur, bei dem er die Offerte eingeholt hat», blickt Billich zurück. «Wobei: Eigentlich haben in erster Linie die beiden Fachleute miteinander diskutiert und wir waren einfach anwesend», fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. Ein wenig hätten ihn die verschiedenen Meinungen aber schon verunsichert: «Der eine argumentiert so, der andere so – was soll man jetzt mehr gewichten?»

Verschiedene Prioritäten

Am Ende des Tages habe sich dann gezeigt, dass die Prioritäten der verschiedenen Parteien an verschiedenen Orten lägen: «Mein Nachbar hat dann gemeint, er bleibe bei der ursprünglichen Offerte – schliesslich wolle er als Vermieter keine Probleme mit der Mieterschaft haben und nicht ständig vorbeikommen müssen, weil die Wärmepumpe nicht funktioniere oder sonst etwas damit sei», berichtet Billich. «Darum war es ihm primär ein Anliegen, dass diese auf keinen Fall zu knapp berechnet wird.»

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Das kühlschrankähnliche Gerät rechts im Keller ist Teil der Erdwärmepumpenanlage. Die eigentlichen Erdwärmesonden, die mehrere hundert Meter tief im Erdreich verlaufen, sind von hier aus angeschlossen. Bild: zvg

Billich liess daraufhin eine zweite Offerte bei einem anderen Heizungsbauer einholen, der ihm von seinem Kollegen empfohlen wurde. «Diese Offerte fiel dann mit 69'000 Franken günstiger aus als die erste, die mein Nachbar eingeholt hatte», sagt er nach einem kurzen Blättern in seinen Unterlagen. «Ich hätte es eigentlich noch günstiger haben können, denn die Wärmepumpe meines Nachbarn ist jetzt 5'500 Franken günstiger als meine. Mein Heizungsbauer hat mir dann aber mitgeteilt, dass er sich mit dem Modell des Nachbarn nicht gut auskenne.» Gleichzeitig habe er gewusst, dass im Angebot des Heizungsbauers festgehalten sei, dass er sich bei Problemen mit der Wärmepumpe jederzeit an ihn wenden könne. «Das hat mich dann letzten Endes doch überzeugt, die teurere Variante zu wählen und somit ein Modell, das mein Heizungsbauer gut kennt und bereits positive Erfahrungen damit gemacht hat», so Billich.

Kühlen und heizen aus einer Hand

Sein Kollege hatte ihn noch im Vorfeld auf reversible Wärmepumpen aufmerksam gemacht, die nicht nur heizen, sondern auch kühlen können. «Er hat gemeint, ich solle darüber nachdenken», erinnert sich Billich zurück. «Aus gutem Grund: Unsere Schlafzimmer befinden sich im zweiten Stock, und im Sommer kann es entsprechend heiss werden.» Letzten Endes habe er dann denn Aufpreis von rund 3'500 Franken in Kauf genommen: «Wennschon, dennschon», kommentiert Billich mit einem Schmunzeln. Die Kühlung werde automatisch vom System vorgenommen. Wenn es zu kalt werde, könne er selbst in einem Rahmen von fünf Grad selbst Anpassungen vornehmen. «Das Gleiche gilt auch fürs Heizen – wenn ich in einem grösseren Rahmen Temperaturanpassungen vornehmen möchte, müsste man eine Korrektur der Heizkurve vornehmen, hat mir der Heizungsbauer mitgeteilt.»

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Das runde Gerät an der Kellerwand gleicht Druckschwankungen im Heizkreislauf der Erdwärmepumpe aus. Es nimmt die Volumenänderungen des erwärmten Wassers auf und schützt so die Anlage vor Überdruck und möglichen Schäden. Bild: zvg

Auszahlung von Fördergeldern hat sich verzögert

Zusätzlich hat Billich von Fördermitteln von Stadt und Kanton Gebrauch gemacht. Um deren Eingabe hat sich auch der Heizungsbauer gekümmert. Die Bestätigung für die Fördergelder in Höhe von rund 10'500 Franken habe Billich zwar bereits, aber die Auszahlung lasse noch auf sich warten: «Jetzt haben wir Mitte Juni; diesen Monat sollten die Fördergelder nun auf meinem Konto eintreffen.»
 
Wie erklärt er sich diese Verzögerung? «Mein Heizungsbauer hat alle Papiere fristgerecht eingereicht – so wie ich es mitbekommen habe liegt es vielmehr daran, dass die Ämter aktuell mit Anträgen überrannt werden und das Budget dadurch ausgereizt wird. Aber wie gesagt, die definitive Bestätigung habe ich inzwischen und die Gelder sollten diesen Monat eintreffen.»

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Hinzu kommt: Im Rahmen der Umrüstung von Gasheizung auf Wärmepumpe ist auch die Gasrechnung weggefallen. «Die Kosten dafür bewegten sich jeweils ungefähr zwischen 1'500 Franken und 4'500 Franken jährlich», fügt Billich zu.
 
Nicht nur um das Einreichen der Anträge für die Fördermittel hat sich der Heizungsbauer gekümmert: Baubewilligung, technische Abklärungen, die Koordination mit Behörden und Bohrfirma sowie die gesamte Terminplanung – um all das habe sich der Heizungsbauer gekümmert. «Damit hatten wir nichts zu tun», sagt Billich. «Das lief alles reibungslos über ihn.»

Verzögerter Einbau ohne Zeitdruck

Ursprünglich auf den Sommer angesetzt, erstreckten sich der ganze Installationsprozess inklusive Bohrung und Einbau der Wärmepumpe letztlich über einen Zeitraum von über vier Wochen im Spätherbst 2024. «Im Gegensatz zu meinem Nachbarn, der wusste, dass bald eine neue Mieterschaft einzieht, hatte ich ja keinen Zeitdruck in dem Sinn», sagt Billich.

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Die mobile Bohranlage im Einsatz auf dem Grundstück. Bild: zvg

200 Meter in die Tiefe, aber nur handtellergross

Überrascht zeigte sich Billich von der Dimension der 200 Meter tiefen Bohrung: «Ich war erstaunt, wie klein der Durchmesser des Lochs tatsächlich ist», sagt er und formt mit Daumen und Zeigefingern von beiden Händen einen Kreis in der Luft. Die eigentliche Bohrung dauerte drei volle Tage: «Der ganze Parkplatz war voll – überall standen Fahrzeuge, Maschinen und Material», erinnert sich Billich. Ungewöhnlich war auch die Lage des Bohrlochs: Es wurde nur einen knappen Meter von der Haustür entfernt gesetzt. «Das war schon eine spezielle Situation», sagt Billich schmunzelnd. «Man kam zwar noch vorbei – aber es war schon ungewohnt.»

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Der Zugang zur Haustür war während der Zeit der Bohrung eingeschränkt. Bild: zvg

Zufrieden mit der Wärmepumpe

Insgesamt ist Billich zufrieden mit der Wärmepumpe. Eine Anekdote mit dem neuen Heizsystem wird ihm aber dennoch besonders in Erinnerung bleiben: «Am letzten Tag der Inbetriebnahme damals im November wurde uns das ganze System am Vormittag erklärt und am Nachmittag des gleichen Tages sind wir in die Ferien gefahren», erzählt Billich. «Als sich diese nach anderthalb Wochen dem Ende zuneigten, waren wir natürlich gespannt, wie die Wärmepumpe nach unserer Rückkehr funktionieren würde.» Als seine Familie und er dann zuhause zur Tür reinkamen, staunten sie nicht schlecht, als ihnen eine enorme Hitze entgegenschlug: «Inzwischen war Dezember, aber in unserem Haus war es über 25 Grad warm. Etwas an der Wärmepumpe war noch zu hoch eingestellt.» Nach einem Anruf beim Heizungsbauer konnte das aber schnell korrigiert werden. «Seit der Nachjustierung läuft die Anlage ohne Probleme – wir sind zufrieden», fasst Billich zusammen.

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