Alles rund um Minergie – was Sie zum Schweizer Baustandard wissen sollten
Wer sich für das nachhaltige Bauen interessiert, kommt nicht um Minergie herum. Doch was zeichnet diesen Baustandard aus? Und was bietet ein Minergie-Haus? Wir liefern Antworten auf Ihre Fragen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Minergie ist eine geschützte Marke für einen Schweizer Baustandard.
- Es gibt drei Minergie-Qualitätsstandards: Minergie, Minergie-P und Minergie-A.
- Ein Minergie-Haus bietet ein angenehmes Klima, eine hohe Energieeffizienz und spart Kosten.
- Die Minergie-Zertifizierung kostet mindestens 1200 Schweizer Franken, zahlt sich aber längerfristig aus.
Was ist der Minergie-Standard?
Minergie bezeichnet einen Schweizer Baustandard für nachhaltige Neubauten und modernisierte Gebäude. Das Qualitätslabel ist eine geschützte Marke und existiert schon seit 1998. Getragen wird er vom gleichnamigen Verein, dem Bund, den Kantonen und der Wirtschaft. Entspricht Ihr Gebäude dem Minergie-Standard, dann ist es gut gedämmt, fossilfrei beheizt und besitzt ein angenehmes Raumklima mit einer Lüftung ohne Zugluft. Grundsätzlich sind Minergie-Gebäude sehr energieeffizient. Die Verleihung eines Minergie-Labels erfolgt durch eine unabhängige Zertifizierungsstelle. Von einer normalen Sanierung unterscheidet sich die Sanierung nach Minergie einzig aufgrund der vorgegebenen energetischen baulichen und energetischen Vorgaben.
Welche Minergie Standards gibt es?
Es gibt drei verschiedenen Qualitätsstandards für Minergie, die sich rund um die Planungs-, Bau- und Betriebsphase eines Gebäudes drehen:
- Minergie: Im Fokus stehen hier die Dämmung der Gebäudehülle, effiziente und erneuerbare Energieversorgung sowie ein kontrollierter Luftwechsel.
- Minergie-P: Gebäude nach diesem Standard zeichnen sich zusätzlich zu den Eigenschaften von Minergie-Häusern durch einen möglichst niedrigen Energieverbrauch und hohen Wohnkomfort durch eine optimale Dämmung und die Nutzung passiver Wärmequellen (z.B. Solarenergie).
- Minergie-A: Minergie-A eignet sich für all diejenigen, die eine grösstmögliche Unabhängigkeit im Bereich der Energieversorgung wünschen. Ein Minergie-A-Haus erfüllt alle Aspekte eines Minergie-Baus und deckt übers Jahr gesehen seinen kompletten Energiebedarf durch selbst produzierte erneuerbare Energie.
Darüber hinaus gibt es Zusatzzertifikate: Minergie-ECO, MQS Bau (Minergie-Qualitätssystem Bau) und MQS Betrieb (Minergie-Qualitätssystem Betrieb).
Minergie-Systemerneuerung
Möchten Sie Ihr Eigenheim mit Minergie modernisieren, dann können Sie dies auch mit der Minergie-Systemerneuerung tun. Dabei handelt es sich um den einfachsten Weg, um das Gebäude in Minergie-Qualität zu sanieren. Dazu können Sie zwischen fünf Systemlösungen auswählen. Diese sind optimal auf den GEAK abgestimmt. Wie Sie zu Ihrem Minergie-Zertifikat kommen, erfahren Sie hier.
Ein Minergie-Haus bietet diverse Vorteile
Folgende Vorzüge geniessen Sie bei einem Minergie-Haus:
• Gutes Klima
«Ein Minergie-Haus weist auch in Hitzesommern angenehme Innenraumtemperaturen aus», weiss Andreas Meyer Primavesi, Geschäftsleiter des Vereins Minergie. Das hat guten Grund: Minergie-Häuser zeichnen sich durch eine sehr gute Dämmung und einen überdurchschnittlichen sommerlichen Wärmeschutz aus. Das bewirkt, dass beispielsweise im Winter die Wärme im Hausinnern nicht nach draussen entweicht. Im Sommer wiederum schützen Isolation und Storen vor der Hitze und sorgen für ein angenehmes Klima. Das liegt aber nicht allein an der Dämmung: Eine zentrale Eigenschaft von Minergie-Häusern ist ausserdem die automatische Raumlüftung, die im Sommer auch der Nachtauskühlung nutzt.
«Ein Minergie-Haus weist auch in Hitzesommern angenehme Innenraumtemperaturen aus.»
• Umweltfreundlich
Nach dem Minergie-Standard sanierte Gebäude besitzen eine energieeffiziente Ausrüstung. Ein neu gebautes Minergie-Haus wird zudem nur mit erneuerbaren Energien beheizt. Es dürfen keine fossilen Energien für Heizwärme und Warmwasser verwendet werden. Beispielsweise generieren in einem solchen Fall Wärmepumpen die benötigte Heizenergie. Durch die zusätzlich gute Dämmung ist ein Minergie-Gebäude besonders schonend zur Umwelt. Die Fakten sprechen für sich: Seit dem Jahr 1998 wurden über 11 Mio. Tonnen CO2 durch Minergie-Gebäude eingespart. Andreas Meyer Primavesi bestärkt: «Alles Dinge, die in Zeiten des Klimawandels und der Energiewende sehr wichtig sind. Das gilt übrigens sowohl für Neubauten als auch für Gesamtsanierungen.»
• Finanzielle Vorteile
Die Investition in Minergie lohnt sich gleich mehrfach. In erster Linie durch den niedrigeren Energieverbrauch und eine Wertsteigerung der Liegenschaft. Langfristig betrachtet spart ein nach dem Minergie-Standard gebautes oder saniertes Gebäude Energiekosten. Aber auch steuerlich lohnt sich Minergie: Je nach Wohnort können Ausgaben für eine nachhaltige Sanierung von den direkten oder kantonalen Steuern abgezogen werden. Fördergelder in unterschiedlicher Höhe gehören ebenfalls mit zu den finanziellen Vorzügen von Minergie.
Minergie in Zahlen
- 11 Mio. Tonnen CO2 haben Minergie-Gebäude seit 1998 eingespart.
- Rund 55'000 Gebäude wurden seit der Einführung des Minergie-Standards gebaut.
- Für EFH und MFH beträgt der jährliche Energiebedarf bei einem Neubau höchstens 55 kWh/m2, bei einer Erneuerung 90 kWh/m2. Minergie-P und Minergie-A weisen noch tiefere Werte aus. Im Vergleich dazu: Ein normaler Neubau verbraucht 70 kWh/m2, ein nicht saniertes Gebäude oft viermal mehr Energie.
- Rund 4000 Gebäude wurden seit 1998 nach dem Minergie-Standard modernisiert.
Was kostet die Minergie-Zertifizierung?
Die Kosten richten sich nach der Energiebezugsfläche und der Gebäudekategorie. Die Gebühren fangen bei einem einfachen Einfamilienhaus ab 1200 Schweizer Franken an. Das mag auf den ersten Blick nach viel aussehen, doch Initialkosten dieser Art werden schnell wieder durch die eingesparten Ausgaben und Fördergelder kompensiert.
Welche Rolle spielen Minergie und GEAK bzw. GEAK Plus im Kampf gegen die Klimakrise?
Andreas Meyer Primavesi betont die Signifikanz der nachhaltigen Zertifizierungen: «Sie zeigen auf, was wir konkret zur Energiestrategie und zum Klimaschutz beitragen können, heruntergebrochen auf ein Sanierungs- oder Bauprojekt.» Laut dem Experten ermöglicht die schweizweit einheitliche Bewertung, die Gebäude hinsichtlich ihrer energetischen Qualität untereinander zu vergleichen und stellt fest: «Der Trend der steigenden Temperaturen setzt sich fort. Was wir heute bauen, soll auch für die klimatischen Bedingungen in der Zukunft ein behagliches Wohnen und Arbeiten ermöglichen.»
Anfrage GEAK-Beratung
myky arbeitet in der ganzen Schweiz mit GEAK-Expertinnen und -Experten zusammen. Mit Ihren Angaben zum Gebäude, das beurteilt werden soll, suchen wir für Sie eine Fachperson aus Ihrer Nähe, die mit Ihnen Kontakt aufnehmen wird. Ein Erstgespräch ist kostenlos.
Experte im Interview: Andreas Meyer Primavesi
Andreas Meyer Primavesi ist dipl. Forstingenieur an der ETH Zürich und war 2009 für den Aufbau und den Betrieb des nationalen Gebäudeprogramms mitverantwortlich. Seit 2015 ist er Geschäftsleiter des Vereins Minergie und wurde 2020 zusätzlich als Geschäftsführer des Vereins GEAK gewählt.
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