Reportage: «Energiemanagementsysteme werden die Zukunft sein»

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Roger Schmidiger ist im Sommer 2023 umgezogen. In seinem neuen Eigenheim nutzt er ein Energiemanagementsystem (EMS). Wie die Planung dafür ablief und welche Vorteile ein EMS mit sich bringt, verrät er im Interview.

Von Photovoltaik-Anlage bis Wärmepumpe: Viele Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer nutzen heute mehrere Energiesysteme gleichzeitig. Durch intelligentes Energiemanagement können die Energieerzeuger im Haus – wie zum Beispiel die Solaranlage – optimal auf die Energieverbraucher wie etwa das Elektroauto und Haushaltsgeräte abgestimmt werden.

Das EMS-Gerät wird ganz einfach im Zählerkasten montiert. Dort erfasst es alle relevanten Energieströme im Haus: erzeugten Strom, mögliche Stromspeicherung und steuerbaren Stromverbrauch. Dank der Analyse können Stromerzeugung und Verbrauch prognostiziert und aufeinander abgestimmt werden. Der Energieverbrauch wird optimiert. Gleichzeitig werden die Energiekosten gesenkt.

Roger Schmidiger, warum haben Sie sich für ein EMS entschieden?

Ich bin im Sommer in mein neues Eigenheim gezogen. Bei der Planung und dem Bau war mir von Anfang an wichtig, dass wir mit einer Solaranlage unseren eigenen Strom produzieren können. Und in diesem Zusammenhang sind wir auch auf das Thema Energiemanagementsystem gestossen. Unser Ziel dabei war es, die zu Hause erzeugte Energie so zu nutzen, dass möglichst wenig Strom aus dem Netz bezogen werden muss und der Stromverbrauch von bestimmten Geräten ganz oder teilweise in Zeiträume verschoben werden kann, in denen viel Solarstrom verfügbar ist. Damit meine ich zum Beispiel das Laden des Elektroautos oder das Aufheizen des Warmwassers.

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Impression der Photovoltaikanlage. Bild: zvg

Welche Vorteile hat ein EMS?

Ziemlich viele: Ich fange am Anfang beim ganzen Management an. Dies umfasst etwa die Wärmepumpe, die Produktion von Warmwasser, die Einbindung der Elektroautos sowie die Stromproduktion als Ganzes. Das Energiemanagementsystem ist darauf ausgelegt, Prozesse laufend zu optimieren, sodass das System sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Das stand bei der Anschaffung für mich unter anderem im Vordergrund.
 
Ein weiterer Punkt ist für mich die Autarkie – also die Möglichkeit, mit dem Energiemanagementsystem in Sachen Energie so gut es geht unabhängig sein zu können. Inwieweit uns dies bis jetzt gelungen ist, werden wir bald sehen: Da wir erst vor ein paar Monaten eingezogen sind, ist es noch zu früh, um Schlüsse zu ziehen. Aber ich bin überzeugt, dass der Autarkiegrad sehr positiv ausfallen wird.
 
Hervorheben möchte ich auch die positiven Nebenerscheinungen: So fällt unter anderem die Stromrechnung geringer aus. Gerade in Zeiten von steigenden Strompreisen sind wir froh, wenn unser Budget nicht noch zusätzlich belastet wird. Hinzu kommen die Rückvergütungen, die ausgelöst werden, wenn ein Stromüberschuss vorhanden ist. Aktuell ist es sicher so, dass in gewissen Teilen Strom in das Netz zurückfliesst.
 
Aus globaler Sicht spielt bei einem Energiemanagementsystem auch der ökologische Gedanke eine Rolle – also das Bestreben, möglichst emissionsfrei zu leben.

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Inwiefern sind Energiemanagementsysteme vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Nachhaltigkeitsdebatte von Bedeutung?

Ich denke, sie sind von zentraler Bedeutung. Oder anders gesagt: Energiemanagementsysteme werden die Zukunft sein. Ich beurteile es so, dass Energiemanagementsysteme immer wichtiger werden. Der Trend zu Energiemanagementsystemen wird sicher anhalten – nicht zuletzt, wenn der Strompreis weiterhin steigen wird.

Gewusst?

Schon heute werden Energiemanagementsysteme meist standardmässig bei der Installation einer Solaranlage mit angeboten. Ein Energiemanagementsystem lohnt sich, sobald es im Eigenheim genügend Geräte gibt, deren Verbrauch man zeitlich flexibel steuern kann.

Ein Energiemanagementsystem ist sicher in vielen Bereichen möglich. Die Ausrichtung und die Grösse des Hauses spielen bei der Inbetriebnahme sicherlich eine Rolle. Hinzu kommen die Grösse und die Ausprägung der Photovoltaikanlage. Grundsätzlich denke ich aber, dass die Einschränkungen für ein Energiemanagementsystem nicht allzu gross sind und dass man sicher immer eine Lösung finden wird. Direkte Kriterien, die ein Energiemanagementsystem ausschliessen, gibt es keine. Vom Grundsatz her ist ein Energiemanagementsystem meiner Einschätzung nach also vielerorts umsetzbar.

Welches Energiemanagementsystem haben Sie in Ihrem Haus verbaut?

Ich habe die ganze Warmwasserproduktion angeschlossen. Die Wärmepumpe ist auch in der Lage, die Raumtemperatur zu kühlen. Ich erlebe das System als sehr gut gestützt und kombiniert.

Ausserdem haben wir zwei Elektroautos, die wir über das Energiemanagementsystem laden. Das EMS steuert den Zeitpunkt sowie die Leistung und Dauer der Ladung. Auch die ganze Wärmepumpe wird über das Energiemanagementsystem gesteuert. Weiterhin nutzen wir das KNX-System, welches die gesamte Haussteuerung übernimmt – das umfasst etwa Licht, Strom und Storen. Das KNX-System hat den Vorteil, dass man beispielsweise mit einer Abwesenheitsmeldung die Heizung runterfahren kann, wenn man etwa mehrere Tage ausser Haus ist. Während der Abwesenheit lädt sich die Heizkapazität je nach dem verfügbaren Solarstrom wieder auf. Die Steuerung nehmen wir über den sogenannten Solarmanager vor, in den die genannten Bereiche integriert sind.

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Der Wechselrichter ist die Steuerungszentrale der Photovoltaikanlage.

Noch nicht integriert bei unserem Energiemanagementsystem haben wir die Batteriespeicherung. Das ist optional und haben wir auch in Zukunft vor. Es geht hierbei darum, den überschüssigen Strom der Photovoltaikanlage nicht ins Netz zurückzuführen, sondern diesen auch wirklich speichern und für uns nutzen können. Hier kommt wieder der Autarkiegrad ins Spiel, den wir mit dieser Änderung dann auf nahezu hundert Prozent bringen möchten.

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Was würden Sie Personen raten, die mit dem Gedanken spielen, sich ein EMS anzuschaffen?

Ich für meinen Teil bin überzeugt davon, dass Energiemanagementsysteme die richtige Entwicklung sind und empfehle sie auf jeden Fall weiter. Einerseits ist es aufgrund des ökologischen Gedankens der richtige Weg, andererseits auch aufgrund der Möglichkeiten, die dieses System bietet, um einen optimalen Ressourcenverbrauch umzusetzen. Auch die Einsparung an Kosten lässt sich hier noch einmal hervorheben: Wenn man weniger für die Stromrechnung bezahlen muss, nimmt man dies natürlich auch gerne an.

Und ein EMS ist überhaupt nicht aufwändig zu betreiben: Mir macht es beispielsweise Spass, jeden Tag in die App zu schauen und nachzuverfolgen, wie die Prozesse im System ablaufen. Allgemein ist es so, dass das System hundertprozentig automatisiert ist und man als Nutzerin oder Nutzer keinen Aufwand dafür betreiben muss. Ausnahmen sind etwaige Störfälle wie beispielsweise auf der Wärmepumpe oder der Photovoltaikanlage. Das EMS ist aber so eingerichtet, dass man in der App bei jeder Störung eine Alarmbenachrichtigung erhält. Diese gibt preis, wo genau die Störung liegt und was das Problem ist, sodass man zeitnah reagieren und dieses rasch beheben kann.

Wichtig zu wissen

Ein EMS steuert «nur», wann welches Gerät im Haushalt mit Strom aus der Solaranlage versorgt wird. So kann man zum Beispiel steuern, dass zuerst die Warmwasseraufbereitung drankommt und zu einem späteren Zeitpunkt das Aufladen des Autos. Auf diese Weise kann die Nutzung von Solarenergie so optimiert werden, dass der Grossteil des Stromverbrauchs im Haushalt dann stattfindet, wenn die Solaranlage die grösste Menge an Strom erzeugt.

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Roger Schmidiger. Fotos: zvg

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