«Mit dem GEAK schlägt man von Anfang an den richtigen Weg ein»

Energieklassen klein

Vor einer energetischen Sanierung stellen sich Hauseigentümerinnen und -eigentümern viele Fragen. Allen voran: Wo soll man anfangen und was ist das Ziel? Antworten darauf hält der GEAK, kurz für den Gebäudeausweis der Kantone, bereit. Im Gespräch mit GEAK-Experte Michel Gemmet erzählt er, was der GEAK alles beinhaltet und warum dieser der erste Schritt in Richtung energieeffizientes Eigenheim ist.

Herr Gemmet, warum ist ein GEAK vor einer Sanierung so wichtig?

Der GEAK ist ein Instrument, um mit einfachen Mitteln ein Gebäude zu analysieren, damit man bei der Sanierung von Anfang an den richtigen Weg einschlägt. Denn wenn man einfach planlos drauflos saniert – mal ein bisschen die Fenster, das Dach, dann die Heizung – dann ist die Folge oft, dass viel Geld verloren geht. Weil die Massnahmen nicht aufeinander abgestimmt sind und am Ende wieder angepasst werden müssen. Deshalb ist es sinnvoll, vor der ersten Sanierungsarbeit ein Konzept zu erstellen. Und da kommt der GEAK ins Spiel.

Was beinhaltet ein GEAK denn alles?

Der GEAK ist die Abbildung des Ist-Zustandes des Hauses. Darin wird beispielsweise aufgezeigt, wie gut die Wände und Fenster sind und welche Heizung verbaut ist. Der GEAK Plus baut darauf auf und beantwortet zusätzlich die Frage: Welche Sanierungsmassnahmen von der kleinen Teil- bis zur Totalsanierung sind auf dieser Basis sinnvoll?

Der GEAK Plus zeigt aber nicht nur geeignete Sanierungsmassnahmen auf. Sondern auch, was die Sanierung kosten würde, wie viel Energie dadurch eingespart werden könnte und wo es unter Umständen Fördergelder für das Vorhaben gibt.

Ist der GEAK schweizweit einheitlich?

Ja, die Bemessungsmethoden für den GEAK sind überall gleich. Nur die Baukosten und die Fördermöglichkeiten sind von Kanton zu Kanton unterschiedlich. Schliesslich führt der GEAK regionale Preise für Sanierungsmassnahmen auf, und diese variieren je nach Wohnort.

Was sind denn Ihre Aufgaben als GEAK-Berater? Wie gehen Sie bei der Analyse eines Hauses vor?

Bevor wir uns vor Ort ein Bild machen, werfen wir wenn möglich einen Blick auf den Projektplan und Baubeschriebe eines Hauses. Denen können wir etwa entnehmen, wie die Konstruktionen aufgebaut sind und welche Fenster verbaut wurden. Auch Verbrauchsdaten sind wichtige Informationen: Wie hoch ist, je nach Heizung, der Öl- oder Gasverbrauch? Wie viel Strom und Warmwasser wird im Jahr verbraucht?

Im nächsten Schritt vereinbaren wir einen Termin mit den Hauseigentümerinnen und -eigentümern. Alles, was wir nicht vorher schon herausfinden konnten, weil es beispielsweise keinen Projektplan gibt, eruieren wir dann vor Ort. Wenn wir beispielsweise erfahren, dass die Fenster 30 Jahre alt sind, können wir in unserer Datenbank überprüfen, wie Fenster zu dieser Zeit gebaut wurden. Aus allen Daten, die wir so zusammensuchen, erstellen wir dann den GEAK.

Zum Schluss setzen wir uns mit der Kundin oder dem Kunden zusammen, um gemeinsam den Sanierungsfahrplan aus verschiedenen Varianten zu erarbeiten, der für sie oder ihn am besten passt.

myky arbeitet mit Expertinnen und Experten in der ganzen Schweiz zusammen und findet für Sie eine GEAK-Beraterin oder einen GEAK-Berater in Ihrer Nähe. Eine Erstberatung ist kostenlos. Hier können Sie eine unverbindliche Beratung anfragen.

Wie lange dauert es denn, bis die Kundin oder der Kunde den GEAK-Bericht in den Händen hält?

Das variiert je nach Projekt. Wir streben jedoch grundsätzlich an, dass der Bericht innert ein bis zwei Wochen fertiggestellt wird.

Welchen Nutzen hat der Gebäudeenergieausweis für Hauseigentümerinnen und -eigentümer?

Der GEAK dient als Sanierungsfahrplan. Ich vergleiche das immer mit der Planung einer Reise: Wenn ich von Bern nach Paris reisen möchte, dann ist Paris mein Ziel. Aber vielleicht fahre ich auch nur bis Lyon, weil es mir dort gut gefällt und erreiche Paris gar nicht. Aber ich fahre sicher nicht nach München, denn das wäre die falsche Richtung. Und so ist es auch beim GEAK: Er ist ein Fahrplan mit einem Ziel. Ob das am Ende erreicht wird, spielt gar keine grosse Rolle – wichtig ist, dass man immer in die richtige Richtung geht und alles aufeinander abgestimmt ist.

Ein typisches Beispiel dafür ist der Fensterersatz. Wenn man die Fenster ersetzt, sollte man vorher schon wissen, ob man irgendwann auch eine neue Aussendämmung umsetzt. Denn danach richtet sich die Art der Fenster, die eingebaut werden. Oft ist es so, dass die Fenster einfach ersetzt werden und erst einige Zeit später eine neue Fassade dazu kommt. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass danach wieder etwas angepasst werden muss, weil etwa der Fensteranschlag bei der Leitung zu schmal ausgeführt wurde. Dadurch kann die Leibung zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr sauber gedämmt werden. Am Ende hat die Hausbesitzerin oder der Hausbesitzer viel Zeit und Geld umsonst investiert. Das wird mit dem GEAK verhindert.

Wem empfehlen Sie, eine GEAK-Beratung in Anspruch zu nehmen?

Im Grunde empfehle ich das allen, die eine über 20 Jahre alte Liegenschaft besitzen. Die Heizung ist zwar bereits nach zehn bis 15 Jahre ein Thema. Hier kann aber die kostenlose Impulsberatung Auskunft geben, welches nachhaltige Heizsystem als Ersatz für eine Öl-, Gas- oder Stromheizung in Frage kommt.

Seit 2023 werden auch die direkten CO2-Emissionen von Wohnhäusern im Gebäudeenergieausweis der Kantone berücksichtigt. Was beeinflusst diesen Wert?

Den größten Einfluss auf die CO2-Emissionen eines Hauses hat die für die Heizung und Warmwasserbereitung verwendete Energiequelle. Allgemein kann man festhalten, dass ein Haus, das mit einer Wärmepumpe und einem Warmwasserbereitungssystem beheizt wird, immer in die beste Energiekategorie A eingestuft wird, da es keine CO2-Emissionen verursacht. Im Gegensatz dazu wird ein mit Öl oder Gas beheiztes Haus aufgrund der erheblichen CO2-Emissionen, die diese Energieträger verursachen, stets in die Energiekategorie G eingestuft werden.

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In welchem Zustand sind die meisten Häuser, deren Eigentümerinnen oder Eigentümer eine GEAK-Beratung in Anspruch nehmen?

Meistens haben die Häuser, für die wir einen GEAK erstellen, noch eine fossile Heizung – also eine Öl- oder Gasheizung oder eine Elektroheizung. Ausserdem sind es in der Regel Häuser, deren Gebäudehülle in die Jahre gekommen, sprich um die 25 bis 30 Jahre alt ist und in denen die Kellerdecken, Estrichböden oder Steildach schlecht gedämmt sind.

Aus dem Bauch heraus würde ich zudem sagen, dass rund 80 Prozent unserer Kundinnen und Kunden ein Haus haben, das aus den Jahren vor der Jahrhundertwende stammt. Denn im Jahr 2000 wurden die Mustervorschriften der Kanton (MuKEn 2000) eingeführt. Liegenschaften, die nach 2000 gebaut wurden, sind deshalb deutlich energieeffizienter.

Michael Gemmet über GEAK

Michael Gemmet

Michel Gemmet ist Inhaber der Firma GEON.
Er arbeitet hauptsächlich als Energieberater (GEAK) und Schätzungs- / Schadenexperte bei der Gebäudeversicherung Bern (GVB).

 

 

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