Fenstersanierung: eine ökonomisch und ökologisch sinnvolle Massnahme

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Von etwaigen Baubewilligungen bis hin zu veränderten Lüftungsgewohnheiten: Planen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer eine Fenstersanierung, haben sie im Zuge dessen einige Punkte zu beachten. Alisha Wolf, Geschäftsführerin der Wolf Fenster und Türen AG, teilt im Interview ihre Tipps aus erster Hand.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Bei einer Fenstersanierung werden alte Fenster durch neue ersetzt. Ein wichtiges Argument dafür ist in vielen Fällen eine Verbesserung der Energieeffizienz des Hauses.
  • Anzeichen wie Undichtigkeiten, Schwierigkeiten beim Öffnen und Schliessen der Fenster sowie sichtbare Schäden oder veraltete Materialien können darauf hindeuten, dass es an der Zeit für eine Fenstersanierung ist.
  • Die Sanierung senkt langfristig die Heizkosten, verhindert Wärmebrücken und reduziert Servicekosten durch den Einsatz moderner Fenster.
  • Die Fenstersanierung dauert mehrere Monate, von der ersten Kontaktaufnahme mit der Baufirma bis zur finalen Bauabnahme. Eine sorgfältige Planung und Zusammenarbeit zwischen Bauherrschaft und Baufirma sind dabei entscheidend.
  • Neben der gesteigerten Energieeffizienz und Kosteneinsparungen führt die Fenstersanierung zu einem verbesserten Wohnkomfort, einer ästhetischen Aufwertung des Gebäudes sowie einem höheren Immobilienwert.
  • Neue Fenster erfordern angepasste Lüftungsgewohnheiten. Grund dafür ist die verbesserte Luftdichtheit neuer Fenster. Es wird empfohlen, dreimal täglich für fünf Minuten zu lüften, um Schimmelbildung zu vermeiden. 

Alisha Wolf, was verstehen Sie als Fensterbauerin unter einer Fenstersanierung?

Unter einer Fenstersanierung verstehe ich einen Komplettaustausch der Fenster – das bedeutet, dass man die alten Fenster entfernt und neue Fenster einbaut sowie zugleich eine Komplettabdichtung vornimmt. Man kann die Fenster jedoch grundsätzlich auch sanieren, ohne dass man sie austauscht. Dies ist der Fall, wenn man die Fenster neu einstellt oder z. B. die Dichtung auswechselt.
 
Der entscheidende Unterschied hierbei ist aber, dass sich die Energieeffizienz des Fensters in dem Fall dadurch nicht bedeutend verbessert: Verfügen die alten Fenster über einen unzureichenden U-Wert, sprich Wärmedurchgangskoeffizienten, wird dieser danach immer noch gleichbleiben. Darum würden wir in der Branche in diesem Fall eher von einem Fensterservice oder einer Reparatur sprechen.

Warum ist es wichtig, Fenster regelmässig zu sanieren?

Zum einen spielt sicher die bereits erwähnte Energieeffizienz eine Rolle: Alte Fenster können beispielsweise undicht sein, was zu Wärmebrücken führen kann. Damit verbunden sind langfristige Kosteneinsparungen: Wärmebrücken haben wiederum erhöhte Heizkosten zur Folge, die mit dem Sanieren der Fenster verhindert werden können. Auch Servicekosten können gespart werden, da alte Fenster im Vergleich zu neuen Fenstern häufiger gewartet werden müssen.

Welche Anzeichen deuten darauf hin, dass es Zeit ist, die Fenster zu sanieren?

Undichte Stellen an den Fenstern können ein Hinweis dafür sein – erst recht, wenn diese auch nach einem Einstellen des Fensters oder Austausch der Fensterdichtung bestehen bleiben. Schwierigkeiten beim Öffnen und Schliessen der Fenster sprechen ebenfalls dafür, dass es an der Zeit ist, die Fenster zu sanieren.
 
Ein weiterer Hinweis sind sichtbare Schäden am Fensterrahmen oder am Fensterglas. Das typische Beispiel hierfür sind alte Holzfenster, die aussen bereits morsch sind – hier hilft nur noch ein Austausch der Fenster.
 
Als letztes Anzeichen lassen sich noch veraltete Fenstertechnologien aufführen – sprich Fenster mit einer Zweifachverglasung anstelle einer Dreifachverglasung.

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Welche Rolle spielen Fenster bei der Energieeffizienz eines Hauses?

In Sachen Energieeffizienz eines Gebäudes nehmen die Fenster eine wesentliche Rolle ein. Denn grundsätzlich kann es sich bei alten Fenstern zugleich um die undichtesten Stellen eines Gebäudes handeln. Allgemein sind die Fenster eines Hauses massgeblich an der Luftdichtheit dessen beteiligt.
 
Im Winter kann man ausserdem von grösseren Fensterfronten welche eher südlich ausgerichtet sind profitieren. Durch das Sonnenlicht heizt sich das Haus entsprechend auf.

Wie lange dauert in der Regel die Sanierung von Fenstern?

Das ist abhängig von der Grösse des Gebäudes respektive der Anzahl der Fenster. In unserem Betrieb gehen wir pauschal davon aus, dass wir je nach Grösse der Fenster ca. vier Fenster pro Tag vor Ort sanieren können. In einem Einfamilienhaus mit zehn bis zwölf Fenstern ist somit ungefähr mit drei bis fünf Arbeitstagen zu rechnen.
 
Berücksichtigt hierbei muss werden, ob parallel zur Fenstersanierung noch andere Sanierungsarbeiten stattfinden – also ob etwa der Boden oder die Fassade erneuert wird. Dann kann der ganze Prozess länger dauern.

Wie läuft eine Fenstersanierung ab?

Am Anfang steht die Kontaktaufnahme der Bauherrschaft, welche uns erreicht. Danach wird eine Besichtigung vor Ort geplant. Bei dieser geht es darum, dass die Bauherrin oder der Bauherr uns ihre oder seine Wünsche bezüglich der Fenstersanierung mitteilt und wir gemeinsam besprechen, ob und wie wir diese umsetzen können.
 
Danach folgt eine Offerte, bei der es gegebenenfalls noch zu Anpassungen kommen kann. Ist soweit alles geklärt, bestellen wir danach die Fenster. Ab der Bestellung bis zum Lieferdatum der neuen Fenster verstreichen ungefähr zwei Monate.  
 
Beim nächsten Schritt handelt es sich um die Vorbereitung der Sanierung: Je nachdem müssen Vorhänge und Storen demontiert werden; Möbel sollten soweit es geht von den Fenstern weggeschoben sowie Gegenstände verstaut werden, die kaputtgehen könnten.
 
Bei der eigentlichen Sanierung entfernt unser Team die alten Fenster und baut im Anschluss die neuen ein. Am Schluss erfolgt eine Bauabnahme.
 
Ab dem Zeitpunkt der Bestellung der Fenster bis zur finalen Bauabnahme können durchaus drei bis vier Monate vergehen. Mein Tipp für Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer hierzu wäre, dass man frühzeitig mit der Planung beginnt, damit am Ende alles im geplanten zeitlichen Rahmen abläuft.

Welche Fehler sollten vermieden werden, wenn es um die Sanierung von Fenstern geht?

Eine unzureichende Planung sollte vermieden werden. Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer sollen sich ihrer Wünsche bewusst sein und diese im Gespräch mit der Baufirma auch klar äussern.
 
Beispielsweise muss man sich überlegen, welches Fenstermaterial oder welche Farbe man wählen möchte. Auch über die Öffnungsart gilt es sich Gedanken zu machen: Möchte man die bisherige Öffnungsart beibehalten oder lohnt es sich, unter Umständen eine andere in Betracht zu ziehen?
 
Weitere Fehler umfassen die fehlende Beachtung von Bauregeln respektive Vorschriften. Ob ein Gebäude zum Beispiel denkmalgeschützt ist, damit muss sich die Bauherrschaft selbst auskennen. Ich habe in meiner Laufbahn jedoch noch nie erlebt, dass sich jemand diesbezüglich nicht bewusst war.

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Welche Veränderungen bringt die Sanierung von Fenstern für die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses mit sich?

Nebst der bereits angesprochenen verbesserten Energieeffizienz des Hauses sowie den damit einhergehenden Kosteneinsparungen ist dies der verbesserte Wohnkomfort. Zum einen können sich Innenräume nach der Fenstersanierung wärmer anfühlen, da Zugluft vermieden wird. Auch eine Geräuschreduktion ist festzustellen: Dreifachverglaste Fenster absorbieren den Schall besser als Fenster mit einer Zweifachverglasung, was nicht unwichtig ist, wenn man beispielsweise an einer stark befahrenen Strasse wohnt.
 
Eine erwähnenswerte Veränderung ist weiterhin der erhöhte Immobilienwert, der infolge der Wertsteigerung des Gebäudes mit der Sanierung der Fenster einhergeht.
 
Auch kann die Fenstersanierung eine ästhetische Verbesserung mit sich bringen: Stellen Sie sich vor, Sie ersetzen alte dunkle Holzfenster durch neue, weisse Fenster – der ganze Raum wirkt dadurch sogleich heller.
 
Als letzter nennenswerter Punkt fällt mir der Sicherheitsaspekt ein: Neue Fenster bieten eine grundsätzlich eine höhere Sicherheit gegen Einbrüche als alte Fenster. Übrigens besteht auch die Möglichkeit, speziell einbruchsichere Fenster zu wählen.

Müssen Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer ihre Lüftungsgewohnheiten ändern, nachdem sie ihre Fenster saniert haben?

Ja, das ist ein wichtiger Punkt, dem man sich auf alle Fälle bewusst sein muss. Neue Fenster sind sehr viel luftdichter als alte Fenster. Während es also bei alten Fenstern noch eher zu einem Luftaustausch durch Durchzug kam, ist dies bei neuen Fenstern nicht mehr der Fall.
 
Stellen wir uns vor, jemand ersetzt in seinem Badezimmer die Fenster, vergisst jedoch immer wieder, nach dem Duschen zu lüften. Früher oder später muss in diesem Fall mit Schimmel gerechnet werden.
 
Dreimal täglich fünf Minuten zu Stosslüften ist allgemein eine gute Faustregel, an der man sich orientieren sollte.

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Welche Genehmigungen oder Vorschriften sind bei der Sanierung von Fenstern allgemein zu beachten?

Ein 1:1-Ersatz der Fenster ist in den meisten Fällen von einer Bewilligungspflicht befreit. Dies ist der Fall, wenn die alten und neuen Fenster identisch sind, was beispielsweise die Farbe und die Grösse betrifft.
 
Ist dies nicht der Fall, sollte man sich vorgängig mit dem Bauamt der Gemeinde in Verbindung setzen und allfällige Auflagen abklären. Dies ist übrigens nicht nur bei einer Sanierung der Fenster, sondern allgemein bei einer Veränderung der Gebäudehülle der Fall: Entscheiden Sie sich beispielsweise dafür, Ihre Fassade in einer anderen Farbe als bisher zu streichen, so handelt es sich hierbei gleichwohl um eine optische Veränderung, bei der es vorab abzuklären gilt, inwiefern diese erlaubt ist.
 
Kümmert man sich nicht darum und muss im Nachgang erneut Änderungen vornehmen, muss mit zusätzlichen Kosten gerechnet werden.

Welche Erfahrungen haben Sie als Fensterbauerin bei der Fenstersanierung in denkmalgeschützten Gebäuden gemacht?

Bei denkmalgeschützten Gebäuden ist der Hintergedanke jeweils, dass die Optik des Gebäudes beibehalten wird. Für die Sanierung bedeutet dies, dass es weniger bis gar keinen Gestaltungsfreiraum gibt.
 
Ich habe beispielsweise bereits Fälle erlebt, in denen Fenster bei denkmalgeschützten Gebäuden gar nicht ersetzt werden durften. Die Fenster mussten anstelle dessen restauriert werden. Darum rate ich Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern hier besonders dazu, sich über die genauen Auflagen in ihrem Fall zu informieren.

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Inwiefern spielt die Sanierung von Fenstern mit anderen Massnahmen der energetischen Sanierung wie zum Beispiel einem Heizungsaustausch oder einer Dachdämmung zusammen?

Hier lassen sich auf jeden Fall Synergien nutzen. Energieeffiziente Fenster haben zur Folge, dass man weniger heizen muss; sprich, man kann unter Umständen eine kleinere Heizung einbauen.
 
Im Zusammenspiel der Fenstersanierung mit anderen Massnahmen der energetischen Sanierung ist es auf jeden Fall wichtig, sich an einen bestimmten Ablauf zu halten. Bei Sanierungen, welche die Fassade betreffen ist es sinnvoll, die Fenster vorgängig zu Sanieren.
 
Es ergibt etwa wenig Sinn, die Fassade zusätzlich zu dämmen, wenn die Fenster noch undicht sind oder man die Fenster nachträglich ersetzen möchte. Stellen Sie sich vor, Sie bauen eine neue Fassade an alte Fenster an – unter Umständen muss bei einer zukünftigen Fenstersanierung die neue Fassade wieder geflickt werden.  

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Woran muss ich als Hauseigentümerin oder als Hauseigentümer bei der Planung der Fenstersanierung konkret denken? Und was übernimmt die Fachperson?

Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer haben sich um folgende Aufgaben zu kümmern:

  • Ziele definieren: Was möchte man mit der Fenstersanierung überhaupt erreichen? Steht die Energieeffizienz im Fokus? Oder eine Veränderung der Optik, beispielsweise durch ein zusätzliches Fenster? Bei ersterem Ziel ist es ratsam, vorab eine Energieberatung zu machen respektive einen GEAK erstellen zu lassen.
  • Budget festlegen
  • Fensterarten und Material wählen
  • Bauregeln und Genehmigungen prüfen
  • Allfällige Baueingabe tätigen
  • Zusätzliche Fachberatung einholen wie beispielsweise bei einer Fassadendämmung

Wir Fensterbauerinnen und Fensterbauer kümmern uns um folgende Anliegen:

  • Technische Beratung: Sind die Wünsche der Bauherrschaft überhaupt umsetzbar? Was wären geeignete Alternativen?
  • Ausmessung der Baustelle, damit am Ende der Fenstersanierung alles passt
  • Koordination der Arbeiten vor Ort
  • Installation der Fenster an sich
  • Nachbetreuung: Sicherstellen, dass nach der Installation oder Fertigstellung eines Projekts mögliche Fehler oder Mängel behoben werden

Welche Tipps möchten Sie Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern, die ihre Fenster sanieren möchten, abschliessend mit auf den Weg geben?

Machen Sie sich im Vorfeld konkrete Gedanken: Was will ich mit der Fenstersanierung überhaupt erreichen? Geht es mir um eine Verbesserung der Energieeffizienz oder der Ästhetik des Gebäudes? Holen Sie sich im Zuge dessen eine Fachberatung ein und hören Sie sich die verschiedenen Möglichkeiten an. Behalten Sie stets im Hinterkopf: Eine Fenstersanierung erhöht nicht nur den Wohnkomfort, sondern ist auch sowohl aus ökonomischer als auch aus ökologischer Sicht eine sinnvolle Massnahme – man verbessert also das Gesamtpaket.

 

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