Reportage: Von der Planung zur Umsetzung - So hat Familie W. ihr Haus energetisch saniert
Wie es wirklich ist, wenn man sein Haus energetisch saniert und optimiert: Familie W. hat es erlebt und kann Hauseigentümerinnen und Hauseigentümern so manchen nützlichen Tipp mit auf den Weg geben.
Weisser Putz, rote Fensterläden, zwei Stockwerke – das obere direkt unter dem klassischen Ziegeldach. Das Haus von Familie W. wirkt von aussen unauffällig, wie ein typisches Schweizer Einfamilienhaus auf dem Land, würde man wohl sagen. Doch dieses Haus hat schon vieles erlebt. Tatsächlich stammt es aus dem Jahr 1935, gebaut noch vor dem zweiten Weltkrieg.
Familie W. hat das Häuschen Ende der Nuller-Jahre gekauft und das Innere nach den eigenen Wünschen umgebaut. Nun teilt sich die fünfköpfige Familie sechs Zimmer auf 150 Quadratmetern. Wenig später, im zweiten Schritt, haben W.s das Haus energetisch saniert, eine Solarthermie-Anlage und eine Wärmepumpe installiert. Doch fertig sind sie mit ihrem Hausprojekt noch nicht.
Eine Wohltat und ein bisschen Stolz
«Für mich ist der Moment im Sommer, wenn ich zur Tür reinkomme und es drinnen schön kühl ist, eine Wohltat», antwortet Andreas W. auf die Frage, was er am sanierten Haus besonders schätzt. Er fährt auch gleich fort: «Im Winter gibt uns das Haus ein gutes Gefühl, weil wir wissen, dass wir so klima- und umweltfreundlich heizen, wie es in unserem alten Haus möglich ist. Das macht uns auch stolz.»
Die Planung
«Als wir das Haus umbauten, kamen auch all die Fragen für eine energetische Sanierung auf», erinnert sich W. Das junge Ehepaar entschied sich damals, zu etappieren – auch wenn die Kosten für die Sanierung dadurch leicht höher ausfallen würden. «Wir wollten ja endlich auch mal in aller Ruhe im Haus wohnen und uns vom Umbau etwas erholen», sagt W.
Für eine energetische Sanierung sprach sehr vieles: Wichtig war vor allem das bessere Raumklima und einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, aber auch die Wertsteigerung der Liegenschaft. «Man spürt den Druck zu modernisieren schon sehr, weil sich auf dem Wohnungs- und Hausmarkt vieles rapide verändert», sagt W. Auf den Wert der Liegenschaft hätten zwar andere Faktoren wie Lage, Region oder die allgemeine Wirtschaftssituation grösseren Einfluss, aber trotzdem könne man die Modernisierung nicht einfach aussen vorlassen. «Ein ganz wichtiger Punkt war für uns aber auch der Wunsch, irgendwann ein CO2-freies Haus zu haben – zumindest weitgehend.»
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Zeit für gute Beratung ist wichtig
Bei der Sanierungsplanung wandten sich die damals frischgebackenen Eltern an dieselbe Bauleiterin wie beim Umbau. «Sie kannte das Haus bereits und ist spezialisiert auf Sanierungen», begründet W. die Wahl. «Ich kann nur empfehlen, sich kompetente Profis zu suchen und auch mal im Bekanntenkreis nach vertrauenswürdigen und erfahrenen Energieberatern und Bauleiterinnen zu fragen», betont er. «Besser hier mehr Zeit in die Suche investieren, statt in die Recherche nach dem Dämmstoff für die Fassade», sagt W. Wichtig sei, dass man eine erfahrene Person finde, mit der man gut über die eigenen Ideen diskutieren könne und die sich Zeit nehme für gute Beratung.
Nebst den neuen Fenstern, die bereits beim Umbau eingesetzt wurden, entschied sich Familie W., eine Aussendämmung und ein neues Dach inklusive Solarthermie-Anlage für die Warmwasseraufbereitung zu machen. Vorerst, denn eine Wärmepumpe sollte fünf Jahre später noch folgen.
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Den Charme des Hauses erhalten
Klar war auch, dass das Aussenbild und der Charme des Hauses erhalten bleiben sollten. Mit anderen Worten: Man sollte dem Haus später weder ansehen, dass es aus dem Jahr 1935 stammt, noch dass es rundum modernisiert wurde.
Rund sieben Monate dauerte es vom Start der Planung bis zur Baueingabe. Zu diesem Zeitpunkt waren auch alle Anträge für Förderbeiträge bereits erledigt. «Das hat bei uns die Bauleitung übernommen, und kann ich so nur weiterempfehlen, denn wenn man das als Laie macht, ist das Risiko für Fehler und Verzögerungen gross», sagt W.
Bereits sechs Wochen später lag die Baubewilligung im Briefkasten.
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Die Sanierung
Kurz nach Erhalt der Baubewilligung starteten die Sanierungsarbeiten. Familie W. liess die Fassade und das Dach gleichzeitig sanieren, wobei das Dach auch neue Ziegel erhielt. Die Fassade wurde durch die Dämmung 25 Zentimeter dicker, was bei kleinen Fenstern auch weniger Lichteinfall bedeutet hätte. «Das war bei unseren grossen Fensterfronten zum Glück kein Problem», sagt W.
Alles in allem wurde das Einfamilienhaus während 3,5 Monaten saniert. «Als es einmal lief, lief es zügig», konstatiert W., fügt jedoch gleich an: «Grundsätzlich sind Terminangaben immer mit Vorsicht zu geniessen.» Das liegt daran, dass sich die Materiallieferungen, die verschiedenen Handwerker und unter Umständen die Wetterbedingungen gegenseitig beeinflussen. «Wenn das Material noch nicht eingetroffen ist, aber die Handwerker für diesen Tag gebucht sind, dann gerät alles durcheinander», nennt W. ein Beispiel.
Der heute dreifache Familienvater weiss aus Erfahrung: Es braucht Geduld. «Man muss zwar auf alles ein Auge haben und soll auch mal nachhaken, wenn es nicht vorwärts geht, aber man darf sich auch nicht verrückt machen lassen.»
Viel wichtiger sei es, auf Fehler zu reagieren. «Beispielsweise haben die Gipser und Maler unsere neuen Fenstersimse bei ihren Arbeiten gleich wieder zerkratzt», sagt er. Die Fenstersimse mussten dann ersetzt werden. «Hier wendet man sich am besten sofort an die Bauleitung. Die kennt die stichhaltigen Argumente, damit der Schaden behoben wird und man nicht auf den Kosten sitzen bleibt.»
Erst fünf Jahre nach der energetischen Sanierung baute Familie W. die alte Ölheizung aus und eine Erdsonden-Wärmepumpe ein. Die Zeitverzögerung gehörte quasi zur Strategie: «Indem wir die einzelnen Etappen – also die Sanierung und den Heizungsersatz – auf verschiedene Steuerjahre legten, konnten wir finanziell profitieren. Zudem war die Ölheizung noch nicht so alt, dass man sie bei der Sanierung hätte ersetzen müssen», sagt W.
Auch die Art der Wärmepumpe will gut durchdacht sein. «Wir haben zuerst eine Luft-Wasser-Wärmepumpe evaluiert, uns aber letztlich dagegen entschieden wegen dem Kasten im Garten und den Lärmemissionen.» Die Erdsonden-Wärmepumpe überzeugte das Ehepaar gleich aus mehreren Gründen: Die Geräuschemissionen sind niedriger, durch die konstante Erdtemperatur arbeitet die Pumpe effizienter, sie braucht weniger Platz und hat eine hohe Lebensdauer. «Dazu gefiel uns der Gedanke, die Wärme aus dem Boden nutzen zu können», erzählt W. Und noch etwas: «Es ist verrückt, aber der Tank der alten Ölheizung war so riesig, dass wir nach dem Rückbau einen zusätzlichen Raum gewonnen hatten.»
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Die Kosten
Alles in allem hat die energetische Sanierung 194'000 Franken gekostet. Familie W. erhielt dafür knapp 12'000 Franken vom Gebäudeprogramm und 1'500 Franken für die Solarthermie-Anlage. «Wir haben dafür eine dritte Hypothek aufgenommen. Die erste war ja für das Haus selbst und die zweite für den Umbau», sagt W. Die Kosten für die Erdsonden-Wärmepumpe, welche 2018 eingebaut wurde, betrug total 55'000 Franken. «Da war aber wirklich alles mit drin – von der Bohrung für die Erdsonde bis zur Installation der Elektronik im Keller», sagt W. Der Förderbeitrag für die Heizung betrug 3'000 Franken.
Seit der Installation der neuen Wärmepumpe kann die fünfköpfige Familie abzüglich der höheren Stromkosten jährlich rund 2'400 Franken an Heizkosten sparen. Rechnet man die gesparten Heizkosten noch mit ein, die dank der besseren Dämmung und der Solarthermie-Anlage für die Warmwasseraufbereitung wegfallen, kommen nochmals etwa 600 Franken dazu.
Die Zukunft
Familie W. will weiter in ihr Häuschen investieren. «Im Moment hole ich Offerten für eine Dach-Photovoltaikanlage ein», sagt W. Bis im kommenden Frühling soll die Anlage montiert sein. Eine offene Frage dabei ist, ob zusätzlich ein Batteriespeicher eingebaut werden soll oder ob man auf bidirektionales Laden mit einem künftigen E-Auto setzt. «Unser Traum wäre natürlich, einmal ein energetisch autarkes Haus zu haben. Die Photovoltaikanlage ist ein weiterer Schritt in diese Richtung», sagt W.
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