Weniger Heizkosten und CO2, aber mehr Komfort – dank intelligenter Heizungssteuerung

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CO2-Emissionen sowie Heizkosten reduzieren und gleichzeitig den Wohnkomfort in den eigenen vier Wänden erhöhen – eine vorausschauende und selbstlernende Heizungssteuerung macht es möglich. Wie das genau funktioniert, verrät Dr. Sebastian Hersberger, Co-CEO & Mitgründer der Yuon Control AG im Interview.

Das Wichtigste in Kürze:

  • Intelligente Heizungssteuerungssystem können CO2-Emissionen sowie Heizkosten reduzieren und gleichzeitig den Wohnkomfort erhöhen.
  • Konventionelle Heizungsregler sind so eingestellt, dass eher zu viel als zu wenig geheizt wird.
  • Dank maschinellem Lernen und gebäudemodellbasierten Algorithmen sind moderne Heizungssteuerungssysteme in der Lage, vorausschauend die Heizleistung anzupassen.
  • Unabhängig von Gebäudealter und Heizungstyp ist die Umrüstung mit wenig Aufwand umgesetzt 

Dr. Sebastian Hersberger, wie funktioniert ein Heizungssteuerungssystem im Allgemeinen?

Grundsätzlich haben Heizungen das Ziel, in einer Wohnung eine bestimmte Solltemperatur zu erreichen. Klassischerweise haben Steuerungen von Zentralheizungen einen Aussenfühler, welcher ausserhalb vom Gebäude an einer beschatteten Seite montiert ist. Die Heizung steuert also die Vorlauftemperatur in Abhängigkeit zur Aussentemperatur, die über diesen Aussenfühler gemessen wird. Je kälter es ist, desto mehr wird folglich auch geheizt.

Herkömmliche Systeme haben aber einen Nachteil. Stellen wir uns hierfür ein Haus mit grossen Fenstern an einem kalten, aber sonnigen Februartag vor: Bei viel Sonneneinstrahlung würde nun weniger Heizleistung benötigt. Da der Fühler aber dies nicht registriert, wird dennoch weitergeheizt. Eine Überheizung der Wohnräume ist die Folge.

Änderungen an der Heizungssteuerung vorzunehmen, kann ziemlich umständlich sein. Heizungen werden infolgedessen oft jahrelang mit ungünstigen Parametern betrieben. Woran merke ich, dass dies bei meiner Heizung der Fall ist?

Es sind in meinen Augen zwei Aspekte: Der erste ist die Komforteinbusse, die sich in der bereits genannten Überheizung bemerkbar macht – sprich: wenn es in der Wohnung zu warm wird und man die Fenster öffnen muss. Der zweite Aspekt betrifft die mangelnde Energieeffizienz, die sich in den Kosten niederschlägt. Wir sind bei Yuon Control überzeugt davon, dass man in der gesamten Klimadiskussion mit mehr Effizienz sehr viel erreichen kann und dies auch in den kommenden Jahren ein zentraler Treiber sein wird. Die Frage ist: Wie erreichen wir eine Balance zwischen Effizienz und Komfort? Wir sind auf alle Fälle der Ansicht, dass man bestehenden Komfort in Kombination mit erhöhter Energieeffizienz sogar noch verbessern kann.

Wodurch genau kann ich mit einem Steuerungssystem Energie und Geld sparen?

Grundsätzlich lässt sich festhalten: Je besser die Steuerung der Heizleistung geregelt ist, desto weniger Energie wird verbraucht. Dies gilt für alle Arten von Heizungen – ob Gas, Öl, Holz, Fernwärme oder auch bei Wärmepumpen. Klassische Modelle sind aber tendenziell so eingestellt, dass eher zu viel als zu wenig geheizt wird. Mit einer intelligenten Steuerung können hier also nicht nur Heizkosten und CO2 eingespart werden, sondern man kann auch den Komfort in den eigenen vier Wänden erhöhen: eine Win-Win-Situation! 

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Ihr Start-up bietet mit Yuon ONE ein derartiges Heizungssteuerungssystem an. Was ist die Entstehungsgeschichte von Yuon Control?

Die beiden Gründer Josef Timoteo Jenni und Lorin Mühlebach haben sich am Institut für Solartechnik in Rapperswil kennengelernt, wo sie an verschiedenen Projekten zu erneuerbaren Energien und Energieeffizienz mitgearbeitet haben. Ihre verschiedenen Perspektiven – einerseits aus der Gebäudetechnik, andererseits von der ETH mit Blick auf technische Optimierungen – haben sich ergänzt. So haben sie festgestellt, dass bei der Mehrheit der Gebäude das Optimierungspotenzial der Heizung sehr gross ist. Selbst bei vielen neuen Installationen wird Regelungstechnik verbaut, die sich in den Grundzügen seit 30 Jahren kaum verändert hat.

Was ist in Ihren Augen die Besonderheit an Ihrem System?

Das Besondere im Allgemeinen ist, dass das System ein Gebäudemodell nutzt, welches auf maschinellem Lernen basiert und anhand der gemessenen Daten stetig weiterlernt. Kommen wir auf das eingangs erwähnte Beispiel mit dem kalten, aber sonnigen Februartag zurück: Yuon ONE erfasst einerseits mit dem Raumfühler die durch die Sonneneinstrahlung bereits erhöhte Innentemperatur der Wohnräume und sorgt dafür, dass nicht noch zusätzlich geheizt wird. Andererseits kann das System dank den prognostizierten Wetterdaten, die es laufend von MeteoSchweiz bezieht, bereits die Heizleistung für die Zukunft planen. Ist etwa für den nächsten Tag ebenfalls wieder sonniges Wetter vorhergesagt, so wird die Heizleistung vorausschauend schon in den frühen Morgenstunden angepasst.

Kann ich das Steuerungssystem mit jeder Heizung koppeln?

Grundsätzlich ja – unser System ist nicht von der Art der Wärmeerzeugung abhängig. Allerdings sind wir auf den Zugang zur Zentralheizung im Gebäude angewiesen. Als Mieterin oder Mieter in einem Mehrfamilienhaus müsste man das Ganze folglich über die Vermieterin oder den Vermieter abwickeln. Es hat sich in der ersten Testphase so ergeben, dass das System in erster Linie in Einfamilienhäusern eingebaut wurde und sich Mehrfamilienhäuser zum aktuellen Zeitpunkt noch in der Minderheit befinden. Wir gehen aber davon aus, dass dieser Anteil in Zukunft zunehmen wird.

Wie schnell sind die ersten Auswirkungen spürbar?

Generell ist schon ab dem ersten Tag eine Auswirkung spürbar. Aber erst nach ein paar Wochen des Lernens und Auswertens der gewonnenen Daten ist das System in der Lage, sein volles Potenzial auszuschöpfen. Es lernt zum Beispiel, wie stark sich das Gebäude durch Sonneneinstrahlung durch die Fenster erwärmt. Apropos: Die Einlernphase erfolgt während der Heizsaison.

Wagen wir einen Ausblick: Wie stark werden prädiktive Heizungssteuerungssysteme in Zukunft gefragt sein?

Zweifellos wird in Sachen Energiepolitik in den kommenden Jahren viel passieren. Allgemein sehen wir für die Zukunft viel Potenzial im Bereich der Fernwärme und setzen aktuell auch dort einen Schwerpunkt: In einem Projekt wird ein komplett neues Fernwärmenetz mit unserer Steuerung ausgerüstet. Langfristig sehen wir Potenzial im Bereich Stromoptimierung und haben bereits einige Ideen für die Entwicklung.

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